Dorothea Müller, Restauratorin des Gutenberg-Museums, blättert die Seiten des Shuckburgh-Exemplars der Gutenberg-Bibel um, die in einem speziellen Gerät der Firma „Microbox“ aus Bad Nauheim zur Digitalisierung liegt.
Arne Dedert/dpa
Dorothea Müller, Restauratorin des Gutenberg-Museums, blättert die Seiten des Shuckburgh-Exemplars der Gutenberg-Bibel um, die in einem speziellen Gerät der Firma „Microbox“ aus Bad Nauheim zur Digitalisierung liegt.
Geschichte

Gutenberg-Museum zeigt neue seltene Bibel

Das Gutenberg-Museum versteht sich als Weltmuseum der Druckkunst. Jetzt hat es eine seltene Bibel bekommen, die in einem besonderen Verfahren erstanden ist.

Eine seltene Bibel im Wert von 1,85 Millionen Euro mit Szenen aus dem Leben von Jesus Christus kann ab sofort in der Schatzkammer des Mainzer Gutenberg-Museums besichtigt werden. Die Rarität aus der Mitte des 15. Jahrhunderts sei in ihrer Qualität und Vollständigkeit bundesweit einmalig und ein Kulturgut von gesamtstaatlicher Bedeutung, sagte der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck (parteilos) am Montag bei der Vorstellung der sogenannten Biblia Pauperum. Mit solchen Blockbüchern seien schon vor Gutenbergs Buchdruck Bücher in kleinen Auflagen produziert worden. Das Gutenberg-Museum als Weltmuseum der Druckkunst sei genau der richtige Ort für die wertvolle Rarität.

Grundlage der Blockbücher seien in Holzblöcke geschnitzte Bilder mit etwas Text gewesen, erläuterte die Kuratorin für Buch- und Druckgeschichte des Museums, Nino Nanobashvili. Damit hätten Bücher zwar schneller vervielfältigt werden können als per Hand, das Material Holz habe aber nicht so viele Abzüge ermöglicht und kaum Korrekturen zugelassen. Die Bücher seien Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden, aber auch schon Ende des 15. Jahrhunderts wieder weitgehend verschwunden.

Das 40-seitige Werk, das jetzt im begehbaren Tresor des Gutenberg-Museums zu sehen ist, sei vollständig und in gutem Zustand, betonte Nanobashvili. Auf den rund 27 mal 20 Zentimeter großen Blättern seien Szenen aus dem Leben Christi zu sehen, flankiert mit Szenen aus dem Alten Testament. Das Buch sei nicht - wie der Name (Biblia Pauperum) nahelege - für Arme gedacht gewesen, sondern ein textarmes Buch.

Zusammen mit den bereits 1980 und 1987 erworbenen Blockbüchern über die Apokalypse und die Kunst des heilsamen Sterbens (Ars Moriendi) vollende die Neuerwerbung eine Trias, sagte Museumsdirektor Ulf Sölter. Das neu ausgestellte Blockbuch sei rund 150 Jahre im Besitz der Marquess of Bath gewesen, die beiden anderen Exemplare, die es davon gebe, befänden sich in Universitäten in Großbritannien.

Die Landeshauptstadt Mainz hat rund 780.000 Euro von den 1,85 Millionen übernommen. Die Kulturstiftung der Länder gab 750.000 Euro. Die restliche Summe haben sich die Stiftung zur Förderung des neuen Gutenberg-Museums, die Stiftung Moses und das Land geteilt.

© dpa-infocom, dpa:240422-99-766457/4
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