Krankenwagen umgeben von Trümmern in Beit Lahia. Die Weltgesundheitsorganisation hat Israel vorgeworfen, ein Krankenhaus im Norden des Gazastreifens zerstört zu haben.
Mohammed Alaswad/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa
Krankenwagen umgeben von Trümmern in Beit Lahia. Die Weltgesundheitsorganisation hat Israel vorgeworfen, ein Krankenhaus im Norden des Gazastreifens zerstört zu haben.
Nahost

WHO entsetzt über Zerstörung von Krankenhaus im Gazastreifen

Inzwischen sind nur elf von vormals 36 Krankenhäusern im Gazastreifen noch funktionstüchtig. Israels Militär soll im Norden das Kamal-Adwan-Krankenhaus zerstört haben. Die WHO zeigt sich entsetzt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Israel vorgeworfen, ein Krankenhaus im Norden des Gazastreifens zerstört zu haben. «Die WHO ist entsetzt über die wirksame Zerstörung des Kamal-Adwan-Krankenhauses im Norden von Gaza in den letzten Tagen, die es funktionsunfähig machte und zum Tod von mindestens acht Patienten führte», schrieb WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Sonntagabend auf der Plattform X, vormals Twitter. Die Patienten, darunter ein neunjähriges Kind, seien wegen unzureichender medizinischer Versorgung gestorben. Israel wies die Kritik zurück.

Die Ständige Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen in Genf warf Tedros auf X vor, nicht zu erwähnen, dass sich die islamistische Hamas im Kamal-Adwan-Krankenhaus eingenistet habe. Bevor die israelische Armee das Gelände betreten habe, sei in Abstimmung mit den medizinischen Teams ein Dialog geführt worden. Die Armee habe ein humanitäres Zeitfenster zugelassen, und der größte Teil des Krankenhauses sei evakuiert worden.

Nach Angaben des Militärs hatten sich einige Dutzend Zivilisten trotz vorheriger Anfragen und Warnungen geweigert, das Areal zu verlassen. Auf dem Gebiet seien 90 Terroristen festgenommen worden. «Israel zerstörte auch die Infrastruktur der Terroristen und fand zahlreiche Waffen und Geheimdienstdokumente, die unter anderem in der Säuglingsstation in den Brutkästen versteckt waren», hieß es von der Ständigen Vertretung Israels bei den UN.

Tedros schrieb auf X, Berichten zufolge seien viele Mitarbeiter des Gesundheitswesens festgenommen worden. Viele Patienten hätten sich unter großer Gefahr für ihre Gesundheit und Sicherheit selbst evakuieren müssen, da die Krankenwagen die Einrichtung nicht hätten erreichen können. «Das Gesundheitssystem des Gazastreifens war bereits am Boden, und der Verlust eines weiteren, auch nur minimal funktionierenden Krankenhauses ist ein schwerer Schlag», schrieb Tedros. «Die Angriffe auf Krankenhäuser, medizinisches Personal und Patienten müssen aufhören. Waffenstillstand JETZT.»

Mit Bulldozer Zelte zerstört

Zuvor hatte der Nachrichtensender Al-Dschasira berichtet, Israels Armee habe mit einem Bulldozer im Hof des Kamal-Adwan-Krankenhauses die Zelte von Vertriebenen zerstört und dabei auch 20 Menschen getötet. Israels Armee wies die Vorwürfe am Montag zurück. In der Gegend seien schon vorher Leichen begraben gewesen. Die Armee habe anders als behauptet «im Bereich des Krankenhauses keine Zivilisten lebendig begraben und tut alles in ihrer Macht Stehende, um zu vermeiden, dass Zivilisten Schaden nehmen.» Die Hamas betreibe im Bereich des Krankenhauses eines ihrer Hauptquartiere.

Der WHO zufolge sind derzeit nur elf von 36 Krankenhäusern im Gazastreifen teilweise in Betrieb.

© dpa-infocom, dpa:231218-99-335604/4
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten