Einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zufolge kommen viele Familien bei der Entlastungspolitik der Ampel-Koalition relativ schlecht weg. (Archivbild)
Uwe Anspach/dpa
Einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zufolge kommen viele Familien bei der Entlastungspolitik der Ampel-Koalition relativ schlecht weg. (Archivbild)
Mittelschicht

Viele Familien kamen bei Ampel-Entlastungen schlecht weg

Die Inflation vergangener Jahre brachte viele Menschen in Bedrängnis, die Ampel-Koalition steuerte mit Entlastungsmaßnahmen gegen. Dennoch verloren viele Familien an Kaufkraft, wie eine Studie zeigt.

Die Entlastungspolitik der Ampel-Koalition hat den meisten Familien in Deutschland laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung weniger gebracht als Singles und kinderlosen Paaren. Der Untersuchung zufolge ist die Kaufkraft von Familien mit einem mittleren Einkommen seit 2021 gesunken, während Menschen mit einem niedrigen oder hohen Einkommen an Kaufkraft gewonnen haben.

In der Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Böckler-Stiftung geht es um die Folgen der sogenannten kalten Progression im Zeitraum 2021 bis 2024. Bei diesem Problem wird eine Gehaltserhöhung durch die Inflation aufgefressen, man zahlt mehr Steuern und die eigene Kaufkraft sinkt. 

Die Ampel hat versucht, die kalte Progression auszugleichen, etwa indem sie steuerliche Entlastungen durchgesetzt und das Kindergeld erhöht hat - letzteres der Studie zufolge aber zu schwach. Laut Böckler-Stiftung hat der Staat die kalte Progression im Zeitraum 2021 bis 2024 zwar für die meisten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ausgeglichen, Familien aus dem Mittelstand kamen bei den Unterstützungsmaßnahmen aber relativ schlecht weg.

Singles stehen gut da

Für die Untersuchung wurden Beispielrechnungen durchgeführt, denen zufolge kinderlose Singles und kinderlose Paare besser dastanden als zuvor. Die kalte Progression wurde bei ihnen überkompensiert und die Kaufkraft dieser Gruppen war 2024 höher als 2021. Auch Geringverdiener hatten mehr als zuvor, da sie deutlich entlastet wurden.

Familien mit einem mittleren Einkommen kamen hingegen schlecht weg: Eine Familie mit zwei Kindern, in der beide Eltern arbeiten und zusammen auf ein Jahresbruttoeinkommen von 58.990 Euro kommen, musste einen Kaufkraftverlust von 492 Euro hinnehmen - die Folgen der hohen Inflation wurden also nicht ausgeglichen. Auch eine Alleinerziehende mit einem Kind, die brutto 43.693 Euro verdient, musste ein Minus hinnehmen: Sie hat im Jahr 2024 nach Abzug der Inflation 316 Euro weniger zur Verfügung als 2021.

Familien, die sehr gut verdienen, können sich hingegen über die Auswirkungen der Ampel-Maßnahmen freuen: Für ein Paar mit zwei Kindern, das auf ein Jahreseinkommen von brutto 154.912 Euro kommt, wurde ein Kaufkraftgewinn von 992 Euro seit 2021 berechnet. 

Auch ärmere Menschen profitierten laut Studie: Ein Single, der im Jahr 16.095 Euro brutto verdient, hat ein Plus von 457 Euro. Generell sieht es für Alleinstehende ohne Kinder gut aus: Ein Single mit einem Bruttoeinkommen von 45.725 Euro pro Jahr hat nach Abzug der Inflation den Angaben zufolge 100 Euro mehr in der Kasse als vor drei Jahren.

Kritik an der Politik

Studienautor Sebastian Dullien äußerte Kritik. «Ich halte es für eine soziale Schieflage, dass die Familien mit mittlerem Einkommen nicht ausreichend entlastet worden sind.» Dies könne die Ampel-Koalition schnell beheben, indem sie das Kindergeld mehr als bisher geplant erhöhe. Zum Jahreswechsel soll es um fünf Euro auf 255 Euro monatlich steigen. «Fünf Euro sind zu wenig», sagt Dullien. Das Kindergeld sei seit 2021 nicht stark genug erhöht worden, um die Inflation auszugleichen.

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