Russland stellt US-Reporter wegen Spionage vor Gericht
Seit mehr als 14 Monaten ist der Moskau-Korrespondent des «Wall Street Journal» in Haft. Russland nennt ihn einen Spion. Vor allem aber dient er als Faustpfand, um die USA unter Druck zu setzen.
Seit mehr als 14 Monaten ist der Moskau-Korrespondent des «Wall Street Journal» in Haft. Russland nennt ihn einen Spion. Vor allem aber dient er als Faustpfand, um die USA unter Druck zu setzen.
Die russische Justiz hat den US-Reporter Evan Gershkovich mehr als ein Jahr nach seiner Verhaftung wegen angeblicher Spionage angeklagt. Der Prozess gegen den Korrespondenten der Zeitung «Wall Street Journal» solle in Jekaterinburg am Ural stattfinden, teilte die russische Generalstaatsanwaltschaft in Moskau mit. Der 32 Jahre alte Reporter hat den Vorwurf bei Vernehmungen zurückgewiesen.
Der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft sprach davon, dass Gershkovich den Ermittlungen zufolge im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA geheime Informationen gesammelt habe. Es sei um die Produktion und Reparatur von Rüstungsgütern in der Fabrik Uralvagonzavod in Nischni Tagil im Ural gegangen. Gershkovich sei bei seinem illegalen Tun nach allen Regeln der Konspiration vorgegangen, sagte Behördensprecher Andrej Iwanow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Deutliche Worte von der US-Regierung
Die US-Regierung reagierte mit deutlichen Worten. «Die Anklage entbehrt jeglicher Grundlage», sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, auf Nachfrage in Washington. «Journalismus ist kein Verbrechen. Die Vorwürfe gegen ihn sind falsch und die russische Regierung weiß, dass sie falsch sind. Er sollte sofort freigelassen werden.»
Gershkovich war Ende März 2023 auf einer Recherchereise in Jekaterinburg festgenommen worden. Viele Medien haben seine Freilassung gefordert. US-Präsident Joe Biden versprach, sich für ihn einzusetzen.
Gershkovich gilt als Faustpfand, mit dem Moskau die USA unter Druck setzen kann. Die Festsetzung des Reporters wurde auch als Warnung an ausländische Korrespondenten verstanden, die trotz des Kriegs gegen die Ukraine noch in Russland arbeiten.
Ein Termin für den Prozess wurde nicht genannt. Die Verhandlung in Jekaterinburg zweieinhalb Flugstunden östlich von Moskau dürfte es aber schwieriger machen, den Prozess zu beobachten.
© dpa-infocom, dpa:240613-99-389673/2
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