Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo will das sogenannte «Gesetz über menschliche sexuelle Rechte und ghanaische Familienwerte» unterzeichnen, wenn die Mehrheit seines Volkes dies wünsche.
Michael Kappeler/dpa
Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo will das sogenannte «Gesetz über menschliche sexuelle Rechte und ghanaische Familienwerte» unterzeichnen, wenn die Mehrheit seines Volkes dies wünsche.
Diskriminierung

Ghanas Parlament verschärft Strafen für Homosexuelle

Wer sich als schwul, lesbisch oder anderweitig queer identifiziert, riskiert in Ghana bald jahrelange Haft. Während Kirchenvertreter feiern, sind andere entsetzt. Nun muss der Präsident unterzeichnen.

Das Parlament im westafrikanischen Ghana hat ein umstrittenes Gesetz mit schweren Strafen gegen schwule, bisexuelle und andere queere Menschen sowie ihre Unterstützer beschlossen. In dem verabschiedeten Entwurf, der noch vom Präsidenten des Landes unterzeichnet werden muss, drohen jedem, der sich als LGBTQ+ identifiziert oder homosexuelle Aktivitäten unterstützt, mehrere Jahre Gefängnis.

Präsident Nana Akufo-Addo hatte zuvor erklärt, dass er das sogenannte «Gesetz über menschliche sexuelle Rechte und ghanaische Familienwerte» unterzeichnen würde, wenn die Mehrheit seines Volkes dies wünsche, hat seine Entscheidung aber noch nicht bestätigt. 

Bisheriges Gesetz abermals verschärft

Die englische Abkürzung LGBTQ+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen und queere Menschen – das Pluszeichen ist Platzhalter für weitere Identitäten und Geschlechter. Bislang konnte homosexuelle Aktivität - also etwa Sex mit einem Menschen des gleichen Geschlechts - zu einer Gefängnisstrafe von maximal drei Jahren führen. Sollte das neue Gesetz in Kraft treten, kämen Strafen von bis zu fünf Jahren für diejenigen hinzu, die der Förderung, Finanzierung oder Unterstützung von LGBTQ+-Aktivitäten verurteilt werden. Auch wer sich bloß als schwul, lesbisch, bi oder queer identifiziert, riskiert mehrere Jahre Haft. 

Die Exekutivdirektorin des UN-Programms für die Bekämpfung von Aids (UNAIDS),  Winnie Byanyima, warnte, dass das Gesetz «den Zugang zu lebensrettenden Diensten behindern, den sozialen Schutz untergraben und den Entwicklungserfolg Ghanas gefährden» werde. Menschenrechtler protestieren seit langem gegen den vor drei Jahren eingebrachten Entwurf, der in Ghana von großen Teilen der Bevölkerung und von christlichen, muslimischen und anderen religiösen Gemeinschaften sowie von traditionellen Führern unterstützt wird. Amnesty International kritisierte den Entwurf als «eine erhebliche Bedrohung für die Grundrechte und -freiheiten von LGBT+-Personen».

Professorin sieht Bedrohung der Menschenrechte

Die ghanaische Professorin Audrey Gadzekpo, Vorsitzende des Ghana Centre for Democratic Development, bezeichnete das Gesetz als «gefährlich und abscheulich» und als Bedrohung der durch die Verfassung geschützten Menschenrechte. Am Dienstag sagte sie, dass die Wahrung von Rechten und Freiheiten für eine Demokratie entscheidend sei. Daher sei die Behauptung der Befürworter des Gesetzes unhaltbar, die Verabschiedung sei gerechtfertigt, weil es von der Mehrheit der Ghanaer angeblich gewollt werde. «Ghana ist ein säkulares und multireligiöses Land.»

Der westafrikanische Küstenstaat mit gut 34 Millionen Einwohnern ist eine der stabilsten Demokratien des Kontinents. In vielen afrikanischen Staaten wird die Anerkennung der Rechte von LGBTQ+-Menschen als schädlicher Import aus dem Westen angesehen. Dabei geht die Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen oftmals auf Gesetze aus der Kolonialzeit zurück. Nach Angaben von Human Rights Watch liegen 33 der 69 Länder, die Homosexualität verbieten, in Afrika. 

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