Mehrere hundert Teilnehmer einer Demonstration zur Solidarität mit untergetauchten oder inhaftierten RAF-Mitgliedern waren am Abend durch Berlin gezogen.
Christophe Gateau/dpa
Mehrere hundert Teilnehmer einer Demonstration zur Solidarität mit untergetauchten oder inhaftierten RAF-Mitgliedern waren am Abend durch Berlin gezogen.
Extremismus

600 Teilnehmer bei Solidaritäts-Demo für Ex-RAF-Terroristen

Mehrere hundert Demonstranten ziehen zur Solidarität mit untergetauchten oder inhaftierten RAF-Mitgliedern durch Berlin. Innenministerin Faeser findet deutliche Worte.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat die Demonstration zur Solidarität mit untergetauchten oder inhaftierten RAF-Mitgliedern in Berlin kritisiert. «Die RAF hat 34 Menschen brutal ermordet. Da gibt es nichts, aber auch gar nichts zu verklären», sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Sie wünschte sich, dass jene, die sich mit untergetauchten Terroristen solidarisierten, «nur eine Sekunde daran denken, was das für die Hinterbliebenen der vielen Menschen bedeutet, die von der RAF getötet wurden.»

Faeser dankt Ermittlern für «maximalen Fahndungsdruck»

Dass man es auch bei den jetzigen Polizeimaßnahmen mit ganz erheblichen Gefährdungen zu tun habe, zeigten die in Berlin sichergestellten Waffen, sagte Faeser. Sie dankte den Ermittlern, dass diese mit maximalem Fahndungsdruck gegen die weiteren noch gesuchten RAF-Terroristen vorgingen. «Niemand sollte sich im Untergrund sicher fühlen.» Zudem gelte es, genau zu prüfen, welche Unterstützer den RAF-Terroristen das Untertauchen so lange ermöglicht hätten und heute noch ermöglichten. 

Der Sohn des 1977 von der RAF ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, Michael Buback, hatte sich bereits zuvor zu der Demonstration geäußert:  «Für uns als Angehörige der Opfer von RAF-Morden ist es natürlich sehr bedrückend zu sehen, wie stark die Sympathie für ehemalige, der RAF zugerechnete Terroristen noch immer ist», sagte er dem RND (Samstag). «Vielleicht sind die angekündigten Sympathiebekundungen der linken Szene aber auch ein Weckruf für all diejenigen, die extremes Gedankengut und Handeln ausschließlich im rechten Spektrum verorten.»

Demonstranten ziehen an Klettes Wohnung vorbei

Bei der angemeldeten und genehmigten Demonstration unter dem Motto «Stoppt den Staatsterrorismus – Solidarität mit den Untergetauchten und Gefangenen» sind nach Angaben der Berliner Polizei vom Sonntag rund 600 Menschen durch Berlin gezogen. Sie liefen unter anderem durch die Sebastianstraße, wo die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette (65) vor ihrer Festnahme Ende Februar unter falschem Namen gelebt hatte.

Die Polizisten begleiteten die Demonstranten aus der linken Szene, die regelmäßig etwa «Wir sind nicht alle - es fehlen die Gefangenen» skandierten auf der kompletten Strecke. Zahlreiche Plakate und Transparente waren zu sehen mit Schriftzügen wie «Freiheit für Daniela - terroristisch ist das System» oder «Wo bleiben die Razzien gegen rechts?»

Schon vor dem Start zünden Demonstranten Feuerwerk

Schon vor dem Start des Demonstrationszugs wurde Feuerwerk gezündet. Später explodierten einzelne Böller. Die Polizei sprach vom mehrfachen Einsatz von Pyrotechnik. Ein Teil der Demonstrationsteilnehmer trug schwarze Schals oder schwarze Corona-Masken vor dem Gesicht. Zu gewaltsamen Zwischenfällen kam es nicht.  Die Demonstration war bis 22 Uhr angemeldet, endete aber deutlich früher.  

Die frühere RAF-Terroristin Klette (65) war am 26. Februar war in ihrer Wohnung in der Kreuzberger Sebastianstraße festgenommen worden. Zusammen mit Burkhard Garweg (55) und Ernst-Volker Wilhelm Staub (69) war sie vor über 30 Jahren untergetaucht. Alle drei gehörten der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion an, die bis 1991 zahlreiche Anschläge verübte und Menschen tötete. 1998 erklärte die RAF sich für aufgelöst.

Gegen Klette, Staub und Garweg bestehen Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Sie wurden beziehungsweise werden außerdem wegen mehrerer Raubüberfälle gesucht. Zwischen 1999 und 2016 sollen sie Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben. Ihnen wird auch versuchter Mord vorgeworfen, weil dabei geschossen wurde.

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