Portugiesische Fado-Sängerin Mísia gestorben
Sie galt als Erneuerin des Fado, des portugiesischen Gesangs mit viel «Saudade», dem Weltschmerz, der oft unerfüllten Sehnsucht nach besseren Zeiten. Auch Mísia hatte es nicht immer leicht.
Sie galt als Erneuerin des Fado, des portugiesischen Gesangs mit viel «Saudade», dem Weltschmerz, der oft unerfüllten Sehnsucht nach besseren Zeiten. Auch Mísia hatte es nicht immer leicht.
Die populäre Fado-Sängerin Mísia ist im Alter von 69 Jahren gestorben. Die Künstlerin, die als Erneuerin der schwermütigen Musik aus den Arbeitervierteln Lissabons über die Tragödien des Lebens galt, erlag bereits am Samstag einem Krebsleiden, wie die staatliche portugiesische Nachrichtenagentur Lusa unter Berufung auf ihren Agenten meldete.
Portugals Kulturministerin Dalila Rodrigues bezeichnete die Künstlerin als «eine grundlegende Stimme bei der Erneuerung des Fado» und brachte ihre Trauer über den Tod Mísias, die mit bürgerlichem Namen Susana Maria Alfonso de Aguiar hieß, zum Ausdruck. «Mit ihrer langen Karriere war Mísia eine fundamentale Stimme in der Erneuerung des Fado, die sich nicht scheute, mit neuen Klängen und weniger konventionellen Ansätzen zu experimentieren», sagte Kulturministerin Dalila Rodrigues.
Mísia war schon früh im Leben gezwungen, vieles allein zu machen. Als Tochter einer katalanischen Mutter und eines Vaters aus Porto, die sich trennten, als sie vier Jahre alt war, hatte sie keine leichte Kindheit, schrieb die spanische Zeitung «El País». Unterstützung fand sie vor allem bei ihrer katalanischen Großmutter.
Ihre Jugendjahre verbrachte sie in Porto, bevor sie vor ihrem 20. Geburtstag nach Barcelona und dann nach Madrid zog. 1991 kehrte sie nach Portugal zurück und ließ sich in Lissabon nieder. Ihr erstes Album Mísia stammt aus diesem Jahr, gefolgt von Fado (1993) und Tanto Menos Tanto Mais (1995).
Der Weg zum Erfolg war steinig. Mísia stieß mit ihren Neuerungen bei traditionellen Fado-Zirkeln auf Widerstand und Ablehnung. «Sie sagten, ich sei eine Kommunistin, eine Lesbe, verstimmt und habe alles nur horizontal erreicht», zitierte «El País» aus ihren 2022 erschienenen Erinnerungen. Die «Khomeinis des Fado» hätten ihr keine Ruhe gelassen, klagte die Künstlerin.
In ihrer 34-jährigen Karriere trat sie auf den unterschiedlichsten Bühnen der Welt auf und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den französischen Charles-Cross-Academy-Preis für ihr Album «Garra dos Sentidos», auf dem sie Gedichte von Natália Correia, Mário Cláudio, Lídia Jorge, José Saramago, Lobo Antunes, Fernando Pessoa, Mário de Sá Carneiro und António Botto verwendete, wie Lusa schrieb.
Die Trauerfeier findet am 6. August in der Basílica da Estrela in Lissabon statt. Am folgenden Tag soll Mísia auf dem Friedhof Alto de São João beigesetzt werden.
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