Gary Johnson ist umwerfend gut darin, einen Auftragsmörder vorzutäuschen. Eigentlich ist er Philosophieprofessor an einem College, doch nebenbei macht er sich bei der Polizei als vermeintlicher Berufskiller verdient. Er trifft Undercover auf Leute, die einen Mörder anheuern wollen. Geschickt bringt er sie dazu, ihm einen Auftrag zu erteilen. Die Gespräche, in Restaurants oder an anderen Orten, nimmt er als Beweismittel mit verstecktem Mikro auf. Dann schlägt die Falle zu. Polizisten, die in der Nähe warten, nehmen die ahnungslosen «Kunden» fest. Das ist eine ziemlich schräge Story, aber keineswegs eine reine Hollywood-Erfindung, die der amerikanische Kultregisseur Richard Linklater (63) in eine witzige, clevere und vor allem sexy Komödie verwandelt hat.
Eine «einigermaßen wahre Geschichte», inspiriert durch das Leben von Gary Johnson, heißt es zu Beginn von «A Killer Romance». Anstoß für die Thriller- Komödie war ein Artikel in der Zeitschrift «Texas Monthly» über Johnsons Doppelleben, der Linklater schon 2001 in die Hände fiel. «Was für eine schwarzhumorige Welt, in der dieser Mann lebte», begeistert sich der Regisseur im dpa-Interview für den Stoff. Es sei völlig absurd, dass Menschen versuchen, einen Killer anzuheuern. Mit einer Love-Story verknüpft sei daraus ein Mix aus Film Noir, Thriller, Rom-Com und Screwball-Comedy geworden, erzählt Linklater.
Glen Powell als Glücksgriff
Bekannt ist der Regisseur vor allem durch sein rührendes, vielfach ausgezeichnetes Kindheits- und Jugenddrama «Boyhood» über einen heranwachsenden Jungen und für seine Liebes-Trilogie «Before Sunrise», «Before Sunset» und «Before Midnight» mit Julie Delpy und Ethan Hawke. Mit «School of Rock», «Bernie - Leichen pflastern seinen Weg» oder «Everybody Wants Some!!» hat er auch quirlige, intelligente Komödien inszeniert. Für Letztere, über das College-Leben im Texas der 80er Jahre, holte er 2016 den ebenfalls in Texas geborenen Schauspieler Glen Powell in einer Nebenrolle vor die Kamera.
Mit Powell, jetzt als Star von «A Killer Romance», ist Linklater ein Glücksgriff gelungen. Der 35-Jährige, der zuletzt in «Top Gun: Maverick» (2022) und in der Romanze «Wo die Lüge hinfällt» (2023) mitspielte, kann nun erstmals seine unglaubliche Wandlungsfähigkeit zeigen.
Er ist der unauffällige Gary, mit runder Dozenten-Brille, der mit zwei Katzen in einem Vorort von New Orleans lebt. Seine Schüler langweilt er mit Vorträgen über Selbstverwirklichung und Lebensfragen. Niemand weiß von seinem Nebenjob bei der Polizei, wo der Hobby-Tüftler mit versteckten Kameras und Mikros hantiert. Als sein Kollege Jasper (Austin Amelio) für einige Monate vom Dienst suspendiert wird, muss er kurzerhand dessen Job als vermeintlicher Hitman übernehmen.
Gary blüht regelrecht auf. Mit gespielter Brutalität gibt er sich als knallharter Killer aus. Gleich der erste Kunde, der ihm aufläuft, geht den Ermittlern ins Netz. In seiner neuen Rolle entwickelt Gary ein schauspielerisches Gespür, kundengerecht in verschiedene Charaktere zu schlüpfen. Dabei helfen Gebisse, Bärte, Perücken, aufgeklebte Tattoos und Akzente mit.
Mit Sonnenbrille im Aviator-Stil und zurückgekämmten Haaren verwandelt sich Gary in den coolen Ron, als er die attraktive Madison (Adria Arjona) in einem Pub trifft. Die möchte ihren gewalttätigen Ehemann aus dem Weg räumen lassen. Sie habe ein Ungeheuer geheiratet, das ihr Leben völlig kontrolliert, erzählt die junge Frau dem Fake-Killer. Der hat plötzlich Skrupel, sie in die Falle zu locken und an die Polizei auszuliefern. Es knistert merklich in der Szene. Sie solle ihr Geld behalten und ein neues Leben beginnen, rät ihr Ron.
«Die Zuschauer werden einfach überrascht sein»
Die Chemie ist perfekt - Ron und Madison beginnen eine gefährliche, heimliche Affäre. Beide spielen mit versteckten Karten, aber gehen ungehemmt zur Sache. Mit einem Profikiller ins Bett zu gehen, turnt Madison an, während Gary als Ron ein ganz neues Selbstvertrauen entwickelt. Mit cleverem Humor umschifft Linklater eine makabre Szene. «A Killer Romance» bleibt bis zum Ende äußerst spannend und höchst vergnüglich.
«Die Zuschauer werden einfach überrascht sein, und das liegt auch daran, wie sich Glen ständig verwandelt», zollt die gebürtige Puertoricanerin Arjona (32, «Der Vater der Braut», «Morbius») ihrem Co-Star Tribut. Powell, der zusammen mit Linklater auch das Skript schrieb, sieht die Wandlungsfähigkeit als eine Botschaft des Films. «Die Vorstellung, dass man nicht feststeckt, sondern seine Identität selbst bestimmen kann, das ist etwas Stärkendes, das jeder nachempfinden kann», sagt der Schauspieler im dpa-Interview.
Linklater widmet den Film dem 2022 gestorbenen Gary Johnson. Er habe mit ihm telefoniert, aber zu einem persönlichen Treffen sei es nicht mehr gekommen, erzählt der Independent-Regisseur. Im Abspann wird der Undercover-Ermittler als völlig cooler Typ gewürdigt.
Sein Darsteller, Glen Powell, kann sich unterdessen über reichlich Lob von US-Filmkritikern freuen. Das Branchenblatt «Hollywood Reporter» zählte ihn kürzlich zur neuen A-Liste von jungen Movie-Stars, die «Hollywood im Sturm» erobern. Seinen Höhenflug kann Powell Mitte Juli beim Kinostart von «Twisters», der Fortsetzung des Action-Spektakels «Twister» (1996), als Tornadojäger buchstäblich fortsetzen.
Von Barbara Munker, dpa
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