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Petitionen für nächtliche Kirchenbeleuchtung in Leimen

Ist die Beleuchtung einer Kirchenfassade ein wahrnehmbares Zeichen für die Präsenz Gottes oder muss das Licht für den Schutz von Insekten nachts erlöschen? Diese Frage stellt Gläubige und die Stadtverwaltung in Leimen vor einen Konflikt.

Mit einer Unterschriftensammlung wollen Gläubige in Leimen (Rhein-Neckar-Kreis) erreichen, dass die Herz-Jesu-Kirche nachts wieder beleuchtet wird. Dies hatte vor einem Jahr zunächst die Energiesparverordnung untersagt. «Ich kann als Kirchenmann die Lichter nicht einfach ausschalten, da habe ich kein Recht zu», widersetzte sich Pfarrer Arul Lourdu, der die katholische Seelsorgeeinheit Leimen-Nußloch-Sandhausen leitet. Er bot an, die Kosten des Stromverbrauches - ungefähr in Höhe dreier Fernsehgeräte - selbst zu tragen. Bis dahin hatte die Stadt gezahlt. Auf Druck des Gemeinderats aber wurde das Licht am Ende doch ausgeschaltet.

Nachdem in Leimen genügend Strom gespart wurde, durfte die Beleuchtung zwar offiziell wieder eingeschaltet werden - doch dann ließ die Novelle des Landesnaturschutzgesetzes erneut das Licht erlöschen. Zum Schutz von Insekten, die durch das künstliche Licht angelockt werden, gilt das Beleuchtungsverbot für alle Gebäude im Winterhalbjahr zwischen 22.00 und 6.00 Uhr. Seit Herbst ist die Fassade der Kirche in einem Familienwohngebiet daher unbeleuchtet.

Seyde Senci möchte dies nicht hinnehmen und sammelte Unterschriften für eine Petition für das Erleuchten der Kirche. Senci und rund 300 Familien haben als aramäische Gemeinde in der Herz-Jesu-Kirche ein Zuhause gefunden. Sie argumentiert, dass das Licht aus dem Gotteshaus nicht nur eine wichtige religiöse Bedeutung habe, sondern ein Zeichen für Lebensfreude und Gemeinschaft sei: «Licht aus dem Gotteshaus zeigt Wärme und eine Zuflucht. Es leuchtet den Weg zu Gott.»

Auch aus dem katholischen Umfeld gab es eine Petition, die von der Mesnerin der Gemeinde, Ale Kokanka, initiiert wurde. Dass sich unabhängig voneinander zwei Frauen für das Thema einsetzen, berührte Pfarrer Lourdu sehr. Es zeige ihm das Wirken Gottes in dieser Sache.

Beide Frauen überreichten nun mit weiteren Mitgliedern der Gemeinde und Pfarrer Lourdu die insgesamt 467 gesammelten Unterschriften an Oberbürgermeister Hans Reinwald (CDU). Dieser sah zwar den emotionalen Aspekt, betonte aber: «Es ist ein Gesetz, wir können als Verwaltung nicht gegen Gesetze verstoßen.» Er werde die Petition an die richtige Stelle weiterleiten und ein Treffen mit der örtlichen Landtagsabgeordneten Christiane Staab (CDU) organisieren. «Hier ist der Gesetzgeber der richtige Adressat, nur er kann Gesetze ändern.»

Die Zukunft der nächtlichen Beleuchtung ist ungewiss. Weihnachten bleibt das Haus Gottes auf dem Berg jedenfalls unbeleuchtet.

© dpa-infocom, dpa:231222-99-383868/2
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