Matthias Lapp, der Vorstandsvorsitzende des Kabelherstellers Lapp, spricht im Stammsitz in Stuttgart mit einem Journalisten.
Bernd Weißbrod/dpa
Matthias Lapp, der Vorstandsvorsitzende des Kabelherstellers Lapp, spricht im Stammsitz in Stuttgart mit einem Journalisten.
Industrie

Kabelhersteller Lapp zufrieden mit Geschäftsjahr

Wachstum trotz trüber Aussichten? Der Chef des Kabelherstellers Lapp gibt sich kämpferisch. Und ärgert sich über die Politik.

Der Chef des Kabelherstellers Lapp, Matthias Lapp, hat sich zufrieden mit dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 gezeigt. Das Geschäft sei gut gelaufen, sagte Lapp der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Das Familienunternehmen könne auf der Bilanzpressekonferenz im Februar immer noch über ein gutes Wachstum berichten. Zum Ergebnis machte Lapp keine genauen Angaben.

«Kein Wachstum ist keine Alternative»

Lapp wolle auch in der Zukunft wachsen, auch wenn das ungleich schwerer werde. Mit Blick auf die Konjunktur sagte Lapp, dass der Ausblick noch nie so trüb war. Da sein Unternehmen global und in verschiedenen Branchen aufgestellt sei, hoffe er darauf, manche Bereiche ausgleichen zu können. «Kein Wachstum ist keine Alternative, wenn es nicht ganz schlimm kommt», sagte Lapp.

Beim Umsatz und Ergebnis sei er zufrieden, sagte Lapp. Bei anderen Kennzahlen, etwa beim Lagerbestand, könne das Unternehmen besser sein. Aber: «Unser Lagerbestand wird ja nicht schlecht.» Kabel könne man, anders als etwa Lebensmittel, auch noch nach Monaten verkaufen.

Durch die Inflation habe Lapp höhere Beschaffungspreise gezahlt, gerade beim Rohmaterial. Löhne und Gehälter seien gestiegen und auch die Logistik sei extrem teuer geworden. Das habe auch Auswirkungen auf die eigenen Produktpreise. Hier sei es gelungen, einen Teil der Preissteigerung am Markt weiterzugeben.

Kritik an Bürokratie und Kosten in Deutschland

Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und des Standorts Baden-Württemberg kritisierte der Unternehmer die Bürokratie und Kosten. Es gebe Dinge, die Deutschland besser machen könnte und die Lapp als Unternehmen helfen würden. «Ich weiß nicht, ob es uns gelingt, weil uns geht es so gut, dass wir gar keinen Bedarf haben, uns heute zu verändern», sagte Lapp. Wenn der Bedarf da wäre, würde die Politik handeln, aber das passiere aus seiner Sicht zu wenig und zu langsam. So sei jedem bewusst, dass Bürokratie ein Problem sei. Aber es komme keine Veränderung. «Wer kann es denn ändern? Wir als Bürger nicht», sagte Lapp.

Anfang Oktober hatte Lapp mit einer Aussage für Aufsehen gesorgt, als er in einer Mitteilung der Stiftung Familienunternehmen sagte, dass die aktuelle Investition in Ludwigsburg - die größte Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte - die letzte große Investition in Deutschland gewesen sein wird, sollten sich die Rahmenbedingungen hierzulande nicht ändern. In Ludwigsburg erweitert und modernisiert Lapp sein Logistikzentrum. Die Investitionssumme soll im hohen zweistelligen Millionenbereich liegen.

«Als Unternehmer oft nicht willkommen»

Die Konsequenz sei, dass sein Unternehmen dann anderswo in Europa, Asien oder Amerika investieren werde. Als deutscher Mittelständler befinde er sich im internationalen Vergleich. «Man fühlt sich hier als Unternehmen oft nicht willkommen», sagte Lapp.

Im Geschäftsjahr 2021/2022 erwirtschaftete Lapp einen Umsatz in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern lag bei 132,9 Millionen Euro. Weltweit beschäftigte das Unternehmen 5 055 Menschen. Matthias Lapp hatte die Chef-Position im Oktober 2022 von seinem Onkel Andreas Lapp übernommen.

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