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Hessen: Wiesbaden

Expertenjury wählt "Heißzeit" zum Wort des Jahres

Wörter des Jahres spiegeln wider, was die Menschen in den vergangenen zwölf Monaten bewegt hat. Sei es der heiße Sommer, die Ausschreitungen in Chemnitz oder der Pflegenotstand. Innenminister Horst Seehofer schafft es (indirekt) sogar gleich mehrmals in die Liste.

Experten loben interessante Wortbildung

"Heißzeit" ist zum Wort des Jahres 2018 gekürt worden. Das teilte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Freitag mit. Der Begriff umschreibe nicht nur den extremen Sommer, den wir in diesem Jahr erleben durften, sondern beziehe sich außerdem auch auf den Klimawandel.

Zudem sei "Heißzeit" mit der lautlichen Ähnlichkeit zum Begriff "Eiszeit" eine interessante Wortbildung, urteilten die Sprachexperten in Wiesbaden.

"Ankerzentren" und "Wir sind mehr"

Auf den zweiten Platz wählte die Jury "Funklochrepublik". Spätestens seit dem Bundestagswahlkampf 2017 sei die teils schlechte Abdeckung mit Mobilfunk auf dem Land ein politisches Thema. Dahinter folgt das Wort "Ankerzentren" - laut Experten eine Art Akronym. "Anker" steht nicht für Sicherheit à la "Anker werfen", sondern setzt sich aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter zusammen: An(kunft), k(ommunale Verteilung), E(ntscheidung) und R(ückführung). Das sind die Aufgaben, die diese Zentren gebündelt erfüllen sollen.

Auf den vierten Platz hat es gleich ein ganzer Satz geschafft: Unter dem Slogan "Wir sind mehr" reagierte eine breite Öffentlichkeit auf eine rechte Kundgebung mit fremdenfeindlichen Übergriffen in Chemnitz im letzten Sommer.

Die Plätze fünf bis zehn

Mit "strafbelobigt" auf Rang fünf beziehen sich die Sprachwissenschaftler auf den Fall Maaßen. Der Streit um den Ex-Verfassungsschutzchef brachte die große Koalition in Berlin an den Rande des Bruchs. Nach Maaßens
umstrittenen Stellungnahmen zu den Vorfällen in Chemnitz wollte Innenminister Horst Seehofer (CSU) ihn ursprünglich zum
Staatssekretär im Innenministerium ernennen - was formal eine Beförderung gewesen wäre. Inzwischen wurde Maaßen in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

Auf die Plätzen sechs bis neun wählte die Jury "Pflegeroboter", "Diesel-Fahrverbot", "Handelskrieg" und "Brexit-Chaos". Schlusslicht in der Liste ist "die Mutter aller Probleme" - eine Äußerung von Horst Seehofer zur Flüchtlingsfrage.

Die GfdS kürte 1971 erstmals ein Wort des Jahres. Es geht der Gesellschaft um Begriffe, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben.