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USA: Washington

CIA: Saudischer Kronprinz hinter Khashoggi-Ermordung

Das Drama um die Tötung des Journalisten Khashoggi geht in die
nächste Runde. Die CIA soll den saudischen Kronprinzen dafür
verantwortlich machen. Also jenen Mann, der bislang als enger
Verbündeter von US-Präsident Donald Trump galt.

Der US-Geheimdienst CIA kommt nach Medienberichten zu der Einschätzung, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi angeordnet hat. Die CIA sei zu dieser Schlussfolgerung gekommen, nachdem sie mehrere Quellen ausgewertet habe, darunter ein Telefongespräch zwischen dem Bruder des Kronprinzen und dem Regierungskritiker Khashoggi, berichtete die «Washington Post» am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Bei dem Telefonat habe Khalid bin Salman Khashoggi gesagt, dass er in
das saudische Konsulat nach Istanbul gehen soll, um Dokumente
abzuholen, schrieb die Zeitung. Er habe dem Journalisten zugesagt,
dass dies sicher sei. Khalid bin Salman ist saudischer Botschafter in
den USA. Er habe den Anruf auf Anordnung seines Bruders getätigt. Die
Zeitung schrieb aber, dass es unklar sei, ob der Botschafter davon
gewusst habe, dass Khashoggi ermordet werden würde.

Khalid bin Salman selbst schrieb auf Twitter, er habe nicht mit
Khashoggi am Telefon gesprochen und er habe ihm auch nicht empfohlen,
in die Türkei zu reisen. Sein letzter Kontakt mit dem Journalisten
sei am 26. Oktober 2017 per Textnachricht gewesen. Die «Washington
Post» schrieb, der Anruf sei von US-Geheimdiensten abgehört worden.

Auch das «Wall Street Journal» berichtete über die Einschätzung der
CIA. Die Zeitung zitierte eine Quelle mit den Worten, die Tötung des
Journalisten sei ohne die Beteiligung des Kronprinzen nicht möglich
gewesen.

Der im Exil lebende saudische Regierungskritiker Khashoggi wurde
Anfang Oktober in dem Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul
umgebracht, in dem er Dokumente für seine Hochzeit abholen wollte.
Unter immensem internationalen Druck auf Saudi-Arabien gab die
autokratische Regierung erst viel später den Tod des «Washington
Post»-Kolumnisten zu. Riad beschuldigte aber hochrangige
Regierungsmitarbeiter der Tat, die nicht auf Befehl des Kronprinzen
oder des Königs gehandelt hätten. Diese Version wurde international
als wenig glaubwürdig angezweifelt.

Am Donnerstag forderte der saudische Generalstaatsanwalt die
Todesstrafe für fünf mutmaßliche Beteiligte. Wenig später verhängte
die Regierung von US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen 17
ehemalige saudische Regierungsmitarbeiter. Bei ihnen handelt es sich
um jene, die auch schon von der Regierung in Riad als Schuldige
dargestellt oder mit der Tat in Verbindung gebracht wurden.  

Der prominenteste unter ihnen ist Saud bin Abdullah al-Kahtani. Er
war zuständig für Medienangelegenheiten am Königshof und wurde in der
Nacht gefeuert, in der Riad den Tod Khashoggis eingeräumt hatte.
Al-Kahtani gilt als enger Vertrauter von Kronprinz Mohammed bin
Salman. Das US-Finanzministerium teilte mit, die Operation zur Tötung
Khashoggis sei von Al-Kahtanis Untergebenem Maher Mutreb koordiniert
und ausgeführt worden.

Trump war wegen des Falls unter Druck geraten. Auch unter seinen
Republikanern wurden die Stimmen immer lauter, die forderten, die
Regierung müsse Sanktionen gegen Verantwortliche verhängen. Trump
hatte in dem Fall lange Zeit einen Zick-Zack-Kurs hingelegt und einen
Bruch mit Saudi-Arabien vermieden. Der US-Präsident pflegt enge
Verbindungen zu dem Land und sieht es als wichtigen Partner in der
Region und bedeutenden Käufer amerikanischer Waffen. Durch die
Berichte über die Einschätzung der CIA könnte Trump nun weiter unter
Druck geraten, noch mehr in dem Fall zu tun.